Die erste offizielle gemeinsame Weltmeisterschaft der Verbände ITRA, IAU und WMRA hat am Wochenende nach langem Warten und zweimaligem Verschieben nun endlich stattgefunden. In Chiang Mai/ Thailand gingen Athlet:innen aus insgesamt 49 Nationen auf vier verschiedenen Distanzen an den Start. Wir fassen die Ergebnisse zusammen.
Uphill und Up- and Downhill Mountain Running
Die beiden Berglauf Disziplinen Classic Uphill (8km, 1344m) und Classic Up and Down (11,2 km 441m) fanden am Freitag und Sonntag statt. Dies ermöglichte es den Athlet:innen mit einem Regenerationstag bei beiden Wettbewerben zu starten. So auch Hannah Gröber, die einzige deutsche Starterin in diesen Disziplinen. Die 26 Jahre junge Athletin von den LAV Stadtwerke Tübingen konnte auf beiden Strecken voll überzeugen. Während sie im Uphill Rennen auf Platz 10 lief, konnte sie dieses Ergebnis zwei Tage später sogar toppen und landete auf dem 7. Gesamtrang. Für viele etwas überraschend gewann Allie Mc Laughlin den Berglauf. Direkt vom Golden Trail Finale auf Madeira anreisend, bewies die US-Amerikanerin ihre unfassbare Form. Die Österreicherin und schon sechsfache Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr musste sich wenige Sekunden dahinter mit Platz zwei begnügen. Angesichts ihrer 43 Jahre allerdings eine erneut unglaubliche Leistung. Die Schweizerin Maude Mathys belegte Rang drei. Bei den Herren waren es die beiden Kenyaner Kipngeno (Platz 1) und Kiriago (Platz 2), welche nicht zu schlagen waren. Der Spanier Alejandro Garcia Carillo komplettierte das Podium. Die Teamwertung gewannen bei den Frauen die USA vor Großbritannien und der Schweiz, sowie bei den Männern die Italiener vor der Schweiz und Spanien.
Das mit nur 441 Höhenmetern wirklich sehr schnelle Up- and Down Rennen wurde komplett von den Läufer:innen aus Uganda dominiert: Cheptegai und Kibet hießen hier die Sieger:innen. Auch fast alle restlichen Podiumsplätze wurden von Athlet:innen aus Uganda erlaufen. Nur die schon genannten Allie Mc Laughlin (Rang drei) und der Kipngeno (Rang zwei) konnten diese Dominanz unterbrechen. Mehr als erwähnenswert waren sicher der sechste Platz von Judith Wyder, die nach langer Verletzungspause ein großartiges Comeback feierte, sowie der achte Platz des aus der Skyrunning- und Trailszene bekannten Spaniers Oriol Cardona Coll. Schweiz, Great Britain und USA hießen die Team-Sieger bei den Damen. Uganda, Spanien und Italien bei den Herren.
Short Trail
Deutlich mehr vertikale Meter als bei den Berglauf Disziplinen gab es beim Short Trail über 38 Kilometer und 2425 Höhenmeter zu bewältigen. In nur 3 Stunden und 8 Minuten gelang dies dem Norweger Stian Angermund Vik, der von Beginn an das Tempo an der Spitze vorgab, am schnellsten. Der Italiener Francesco Puppi folgte auf Rang zwei. Dritter wurde der amtierende Weltmeister Jonathan Albon. Bei den Frauen gab es ebenfalls einen Start-Ziel-Sieg. Skyrunnerin Denisa Dragomir kam mit den schwülen, aber nicht überheißen, Bedingungen am besten zurecht. Barbora Marcurova aus Tschechien und Emilia Brangefält aus Schweden erliefen die weiteren Podiumsplätze. Mit 23 (Marcurova) und 20 (Brangefält) Jahren, zwei junge Newcomer im Trail-Zirkus. Insgesamt muss man wahrscheinlich konstatieren, dass das Feld, insbesondere bei den Damen, beim eine Woche zuvor erfolgten Golden Trail Finale hochkarätiger besetzt war, als bei dieser Weltmeisterschaft.
Long Trail
Mit 78 Kilometern und 4800 Höhenmetern verlangte dieser Ultratrail durch den thailändischen Dschungel den Läufer:innen vielfältige Fähigkeiten ab. Es ging über steile aber gut laufbare Sandwege, genauso wie über technische und wurzelige Trail-Downhills. Letztendlich nicht am Start waren leider die gemeldeten Top-Favoriten Tom Evans und Hannes Namberger. Letzterer musste aus persönlichen Gründen (Hannes ist nicht verletzt) kurzfristig absagen. Ebenfalls gerne gestartet wäre Jim Walmsley, der aber aufgrund einer immer noch fehlenden Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich nicht anreisen durfte. So war der Weg frei für einen weiteren US-amerikanischen Top-Favoriten. Western States-Sieger Adam Peterman ließ letztendlich nichts anbrennen und gewann mit knapp 15 Minuten Vorsprung vor Nicolas Martin und Andreas Reiterer. Thibaut Garrivier, als Mit-Favorit auf den Sieg gehandelt, landete nur auf Rang 6. Zufrieden mit dem mehr als respektablen 18. Platz zeigte sich der einzige deutsche Starter Benedikt Hoffmann. Da für die Teamwertung nicht die Platzierungen, sondern die Laufzeit entscheidend war, sicherten sich die US-Boys um Adam Peterman etwas überraschend die Teamwertung und ließen die starken Ultratrail-Nationen Frankreich und Spanien hinter sich.
Bei den Frauen gab es eine klare Favoritin. Und obwohl zu Beginn lange Zeit die Schwedin Ida Nilsson in Führung lag, konnte sich die favorisierte Französin und CCC-Siegerin Blandine Lhirondel im letzten Drittel des Rennens deutlich distanzieren und verteidigte schließlich ihren Titel aus dem Jahr 2019 souverän. Gemma Arenas aus Spanien wurde Dritte hinter Ida Nilsson. Sehr erfreulich aus deutscher Sicht ist der fünfte Platz von Rosanna Buchauer. Sie teilte sich das Rennen wie gewohnt gut ein und konnte, dank ihrer Downhill Qualitäten, diesen 5. Platz gegen ihre starke französische Konkurrenz (z.B. Audrey Tanguy 1. Platz TDS 2019) sichern, die nur sehr knapp hinter ihr einliefen. Im nächsten TRAIL werdet ihr endlich ein ausführliches Porträt über die derzeit wohl beste deutsche Trailrunnerin lesen. Die Teamwertung bei den Frauen gewannen die Favoritinnen aus der Schweiz. Auch die weiteren Plätze gingen mit Spanien und Italien an die favorisierten Trail Nationen.
Bilder: WMRTC2021 Amazing Thailand
Alle Ergebnisse findet ihr hier: https://my.raceresult.com/225074/results
Fazit:
Das war sie also. Die erste gemeinsame WM der Berg- und Trailläufer. Letztendlich ist es schwer diese Veranstaltung aus der Ferne zu bewerten. Das Fazit unsererseits fällt dennoch eher gemischt aus. Schön mit anzusehen war, dass zusammenwuchs was zusammengehört. Laufen am Berg hat nun eine große WM. Das macht einfach nur Sinn. Schließlich liefen letztendlich auch vermeintliche Trailrunner, wie Judith Wyder oder Allie Mc Laughlin auf den kürzeren Berglauf-Distanzen oder aber ein vermeintlicher Bergläufer wie Francesco Puppi auf der Trail-Distanz. Die vier gewählten Disziplinen bilden den Sport Berg- und Traillauf letztendlich sehr gut ab.
Was die Qualität des Starterfeldes angeht, ist sicher noch Luft nach oben. Hier merkten wir, zumindest auf den Trail Distanzen, keinen großen Step im Gegensatz zu den IAU Trail-Weltmeisterschaften der vergangenen Jahre. Dies hat wahrscheinlich mehrere Gründe. Der Zeitpunkt am Ende einer langen Saison und die weite Anreise für viele Athlet:innen gehören mit Sicherheit dazu. Das Thailand weltweit auch nicht gerade als große Trailrunning Destination bekannt ist, dürfte auch eine Rolle gespielt haben. Die thailändischen Läufer:innen waren daher trotz Heimvorteil auch erst auf den hinteren Rängen der Ergebnislisten zu finden.
Es gab zwar einen Livestream. Dieser zeigte aber fast ausschließlich die Zielgerade, sodass man ihm nur entnehmen konnte, dass das Interesse der thailändischen Öffentlichkeit an dieser WM, zumindest beim Zieleinlauf des Ultratrails, gegen null tendierte. So wenig Zuschauer standen entlang der übergroßen Zielbanner, die auf der langen und großen Straße in Chiang Mai etwas verloren wirkten.
Es bleibt das Gefühl bestehen, dass die echte Premiere dieses neuen WM-Formats, welches letztendlich eine riesige Chance für den Sport darstellt, erst im kommenden Juni in Innsbruck stattfinden wird. Die Organisatoren rund um OK-Chef Alexander Pittl waren jedenfalls in Thailand vor Ort und konnten sich ein Bild machen. Was Live-Berichterstattung und hochkarätiges Starterfeld anbelangt, werden wir in der Alpen-Metropole aber von einer ganz anderen Qualität sprechen. Das steht wohl fest.