Wermescher, Namberger, Bühler– nur drei von vielen großen Namen eines verrückten Rennwochenendes!

So viele Rennen an einem Wochenende. Das gibt es wohl nur Ende Juni. Wir berichten daher in diesen Race-News vom Western States 100, vom Lavaredo Ultratrail und vom Trail100 Andorra. Alles drei UTMB World Series Rennen. Außerdem blicken wir natürlich nach Chamonix, zur Golden Trail World Series und den Geschehnissen beim Marathon du Mt. Blanc. Gleichzeitig müssen wir uns entschuldigen, dass viele großartige Events dieses Wochenendes, wie der Kaiserkrone Trail, der Sachsen Trail, das Losheimer Trailfest und weitere dieses mal keinen Platz in den Race-News fanden.

Lavaredo Ultratrail

Er hat es wieder getan! Hannes Namberger gewinnt zum zweiten mal in Folge den Lavaredo Ultratrail, bricht dabei seinen eigenen Streckenrekord und bleibt als erster Läufer in der Geschichte dieses Rennens unter der 12 Stunden Marke. Eine phänomenale Leistung. Zumal es nicht gerade einfach ist auf diese Leistung vom letzten Jahr erneut einen drauf zu setzen. Das wusste auch Hannes und wollte daher eigentlich den Mozart100 laufen. Doch aufgrund einer Covid-Erkrankung entschied er sich doch für den Lavaredo, dessen Termin ihm eine Woche mehr Vorbereitung ermöglichte. Die Erfahrung aus dem letzten Jahr spielte dem Ruhpoldinger aber definitiv in die Karten. Denn das Rennen war dieses mal noch deutlich stärker besetzt und das Anfangstempo dementsprechend hoch. Doch Hannes ließ sich, trotz Startnummer 1, nicht von Capell, Reiterer, Blanchard und Co.  mitreißen, lief sein eigenes Rennen und wusste eben ganz genau, wie schnell er wo sein musste um am Ende ganz vorne zu landen. Erst bei Kilometer 90 übernahm er die Führung von Gian Marchet Schicktanz. Ein 27 Jahre junger Ultratrail-Läufer aus der Schweiz, ausgestattet mit einem wahnsinnigen Talent. Hannes schildert die Situation wie folgt: “Zwischendurch hatte er 5 Minuten Vorsprung. Ich dachte schon, den seh ich nie wieder. Im Val de Travenanze, das ist ein langer Flussbett-Downhill, hab ich dann nochmal richtig riskiert, hab jede Welle überlaufen und hab ihn am Ende des Tals gehabt. Das hat mich sehr viel Kraft gekostet.” 10 Minuten Vorsprung läuft Hannes auf den letzten 30 Kilometern noch hinaus. Schicktanz selbst bleibt nur knapp über dem alten Streckenrekord und sichert sich mit dem zweiten Platz sein bisher bestes Ultratrail-Resultat. 20 Minuten später läuft der Chinese und The North Face Athlet Jiasheng Shen auf Platz drei in Cortina ein.  Der UTMB Sieger von 2019 Pau Capell musste das Rennen wegen gesundheitlicher Probleme früh beenden.

Bei den Frauen feierte die Schwedin Mimmi Kotka einen ungefährdeten Start/Ziel Sieg. Ihre Zeit: 14h51:25. Zweite wurde die Polin Katarzyna Solińska. Sehr erfreulich: Die Österreicherin Esther Fellhofer (Asics) aus Kufstein sichert sich nach einem sehr starken Lauf das Podium beim Lavaredo Ultratrail. Eva Sperger lief lange in den Top Ten, musste das Rennen aber leider nach 100 Kilometern mit Problemen beenden.

Alle Ergebnisse findet ihr hier

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Bilder: Alexis Berg, Jan Nyka

Western States 100

Nach der Absage 2020 und dem Western States 2021, der noch mit Reiserestriktionen zu kämpfen hatte, fand der Western States dieses Jahr wieder komplett zurück zur Normalität. Interessanterweise war das Elitefeld der Frauen analog zum letzten Jahr deutlich internationaler aufgestellt, als das der Männer. Neben den US Amerikanerinnen Camille Herron (100 Meilen Weltrekordhalterin), Keely Henninger, Emely Hawgood und Katie Asmuth standen eben auch Ruth Croft, Marianne Hogan, Luzia Bühler, Domenika Stelmach und Camille Bruyas am Start. 30 Meilen dauerte es bis die Zweitplatzierte aus dem letzten Jahr  und Favoritin Ruth Croft die Führung übernahm. Zusammen mit ihrer Terrex Team Kollegin Emely Hawgood lief sie viele Meilen in Front. Während die Neuseeländerin die Führung bis zum Ziel an der Placer High School nicht mehr abgeben sollte und schließlich nach 17h21:30 gefolgt von ihrer mit T-Rex Kostümen ausgestatteten Crew in Auburn ins Ziel lief, gab es hinter ihr viele Platzierungskämpfe und Rangwechsel. Die verhalten gestartete Kanadierin Alisa MacDonald arbeitete sich bis auf Platz zwei vor und finishte nur 20 Minuten hinter Croft. Eine weitere Kanadierin, nämlich Marianne Hogan (Salomon) lief ebenfalls ein sehr cleveres Rennen und finishte auf Rang drei. Nur um drei Minuten verfehlte Luzia Bühler das Podium. Dennoch freuen wir uns sehr mit der sympathischen Schweizerin, die ihr Ergebnis aus 2019 (11. Platz) um mehr als 2 Stunden verbesserte und diese phänomenalen Leistung mit Platz vier krönte.

Neben dem mittlerweile schon 48 Jahre alten Trailrunning-Allstar Ludovic Pommeret und dem Franzosen Sebastian Spehler, wurde das Elitefeld ,wie schon erwähnt, vor allem durch die US-Boys dominiert. Durch die Abwesenheit von Jim Walmsley, der das Rennen in den letzten Jahren stark mitprägte sich aber momentan schon in Frankreich befindet und voll und ganz auf den UTMB fokussiert, entfaltete sich etwas Raum für altbekannte und neue Favoriten. Da war der zweitschnellste Western States Finisher aller Zeiten Jared Hazen, der Zweite aus dem letzten Jahr Tyler Green, der nach einer schwierigen Zeit an einem Comeback arbeitende Tim Tollefson, der immer für eine Top-Platzierung gute Hayden Hawks und ein relativ neuer Name: Super-Talent Adam Peterman gewann bisher jeden Ultratrail den er antrat und führt sogar aktuell die UTMB-Index Rangliste an. Ob er diese Serie aber auch bei seinem Debüt über 100 Meilen fortsetzen konnte, bezweifelten einige. Doch machen wir es kurz: Er strafte alle Lügen und holte sich mit der drittbesten jemals gelaufenen Western States Zeit den Sieg. Dabei verfolgte er einen anderen Stil als Walmsley. Ließ andere Läufer die Führungsarbeit machen. Erst war es der Altmeister Pommeret, der lange Zeit in Führung lag, ab Meile 38 dann Hayden Hawks. Erst ab Meile 70 schloss Peterman auf Hawks auf. Ein wahnsinnig starkes Finale sicherte ihm letztendlich den Sieg, ganze 34 Minuten vor Hayden Hawks. Platz drei sicherte sich der Newcomer Arlen Glick, der sich einen Platz nach dem anderen nach vorne gekämpft hatte.

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Bilder: Western States 100

Marathon du Mt. Blanc

Während das 90 Kilometer Rennen leider aufgrund schlechten Wetters abgesagt werden musste, schien am Sonntag wieder die Sonne. Zeit für den Trail-Marathon Klassiker und das zweite Rennen der Golden Trail World Series. Dieses präsentierte sich dieses mal mit einer komplett neuen Streckenführung. Während das Ziel bisher immer oben am Berg bei der Bergstation La Flegere war, wurde dies nun nach unten in das Stadtzentrum von Chamonix verlegt. Mehr Downhill also. Dem Briten Jonathan Albon, der das erste mal an einem Golden Trail Rennen teilnahm und sogleich Favorit war, kann dies nur in die Karten gespielt haben. Während einige Läufer wie Theo Detienne (Salomon) und Petro Mamu (Scarpa) super schnell starteten, hielt er sich immer in Sichtweite der Führungsgruppe auf, um später als das Rennen technischer und Höhenmeter-reicher wurde, seine Stärken voll auszuspielen und das Rennen souverän zu gewinnen. Zweiter wurde trotz anfänglicher Probleme, wie schon in Zegama, der junge Davide Magnini. Er führt damit momentan die Gesamtwertung der Golden Trail World Series an. Dritter wurde nach eine phänomenalen Aufholjagd und dank sehr guter Downhill-Fähigkeiten der Japaner Ruy Ueda.

In Abwesenheit von Maude Mathys, Nienke Brinkmann und der immer noch verletzten Judith Wyder, war es die junge Salomon Athletin Sara Alonso, die die Favoritenrolle übernahm und eindrucksvoll erfüllte. Die starke Downhillerin übernahm in einem der ersten Bergab-Stücke die Führung, gab sie bis zum Finish in Chamonix nicht mehr ab und erfüllte sich damit ihren Traum vom ersten Sieg eines GTWS Rennen. “Als ich im letzten Stück bergab heftig gestürzt bin, dachte ich ‚Das war’s, unmöglich!‘, aber es war mehr ein ordentlicher Schreck, als echte Schmerzen, alles war okay! Ich habe lange auf diesen Sieg gewartet und bin jetzt in Hochstimmung!“ äußerte sie sich im Ziel. Zweite wurde etwas überraschend die Neuseeländerin Caitlin Fielder. Im Sprint um den letzten Podiumsplatz setzte sich Dani Moreno (Team Hoka) gegen Anais Sabre (Team Matryx) durch. Beste Deutsche war Lena Laukner auf Platz 26. Die Gesamtwertung wird nun von Sara Alonso angeführt. Das nächste Rennen der von Salomon gesponsorten Serie wird das Stranda Fjord Trail Race Anfang August in Norwegen sein.

Alle Ergebnisse findet ihr hier

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Credit.MartinaValmassoi.-_DSC2347-2ChamonixRaceDay
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Bilder: Jordi Saragossa und Philipp Reiter

Trail 100 Andorra

Wahnsinn. In der Fülle der vielen Ereignisse an diesem Wochenende geht eine Meldung fast unter, die niemals untergehen sollte: Die Ungarin und Wahl-Allgäuerin Ildiko Wermescher gewinnt mit 56 Jahren ein UTMB World Series Rennen! Und zwar den Trail 100 Andorra by UTMB. Dieses sehr junge Event (erste Austragung 2021) führt in einer großen 105 Kilometer langen Schleife einmal um den Zwerg- und Bergstaat Andorra in den Pyrenäen. Wermescher brauchte für diesen schweren 100er 19h18:11. Das Podium komplettierten die Argentinierin Silvana Perez und -sehr erfreulich- die in Deutschland beheimatete Basilia Förster.

Bei den Herren gab es ein spannendes Duell um die ersten Plätze. TDS Sieger und Dynafit Athlet Sebastian Krogvig und Zach Miller liefen lange Zeit gemeinsam. Letztendlich konnte sich der Trail-Superstar Miller durchsetzen, dem mit diesem Sieg ein Stein vom Herzen gefallen sein dürfte. Feierte er doch damit sein erstes Ultratrail Finish seit mehr als drei Jahren und verkündete mit diesem Sieg: Miller is back! Platz drei und damit auch einen Platz beim UTMB 2023 sicherte sich der Rumäne Ionel Cristian Manole.

Alle Ergebnisse findet ihr hier

 

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Bilder: Trail100 Andorra by UTMB