Yaroslav Turenko ist der Organisator des LVIV Ultratrails in der Ukraine, ein Event der am 3. Juli hätte stattfinden sollen.
Wir sprachen mit Yaroslav über die Situation in seiner Heimat, Hilfsmaßnahmen und ukrainische Trailrunner inmitten des Krieges.
Lieber Yaroslav, wo finden wir dich gerade? Wo hältst du dich im Moment auf?
Ich bin in Polen. In West Beskids. Wir sind bereits vor einem halben Jahr dort hingezogen um näher an den Karpaten sein zu können.
Du organisierst seit Jahren den berühmtesten Ultratrail der Ukraine, den LVIV Ultratrail, im Westen des Landes. Wie geht es deiner Crew, den Menschen dort?
Keine Region in der Ukraine ist wirklich sicher. Man kann auch dort nicht laufen, kein normales Leben führen. Ich sehe auf Strava zwar einige Aktivitäten in den Feeds, aber es ist gefährlich.
Wie ist es bei dir persönlich? Wie ist dein Tag? Läufst du oder ist das aktuell nicht denkbar?
Ich bin wie gesagt an einem sicheren Platz, aber ich kann wirklich nicht laufen, denn ich denke ständig an den Krieg, an mein Land, meine Leute. Meine Gedanken sind dominiert von der Idee und dem Drang meinen Rucksack zu packen und mein Land zu verteidigen. Ich fühle mich ineffektiv. Ich verbringe also meine komplette Zeit damit als Freiwilliger zu helfen, Hilfe zu organisieren und Flüchtlinge zu versorgen.
Niemand weiss wie sich die Situation weiter entwickelt?
Nein. Ihr denkt vielleicht, dass das alles noch weit weg von euch ist, aber das stimmt leider nicht. Gestern traf eine Russische Missile nur 40 Kilometer von der EU Grenze in eine ukrainische Militär-Basis.
Das ISF und auch die UTMB Organisation haben mitgeteilt, dass russische und belarussische Athletinnen und Athleten nicht bei deren Wettkämpfe starten dürfen. Wie ist deine Meinung zu dieser Entscheidung?
Ich unterstütze die Entscheidung internationaler Lauforganisationen wie World Athletics, ISF, ITRA, weil die Grundprinzipien Gleichheit, Inklusion und Fairness sind, und ich denke, es ist mehr als nur fair, dass russische und weißrussische Athleten nicht an internationalen Wettkämpfen teilnehmen dürfen. Man bedenke, dass ukrainische Athleten, egal ob Hobbysportler oder Profis, auch nicht teilnehmen können – sie sind im Krieg, haben kein Land und können noch nicht einmal mehr trainieren.
Andrii Tkachuk, der Weltrekordhalter im 48-Stunden-Laufbandrennen und der nationale Rekordhalter im 24- und 48-Stunden-Ultramarathon, verteidigt das Land derzeit in den ukrainischen Streitkräften und kann daher ebenfalls nicht an Wettkämpfen teilnehmen
Serhii Popov gilt als einer der schnellsten Trailrunner der Ukraine. Seit 2015 gewann er fast jedes Jahr nationale Trail- und Langstrecken-Berglaufmeisterschaften und nahm an neun Weltmeisterschaften teil. Er ist auch ein Ultraläufer mit der besten nationalen Leistungt in der Altersgruppe der Männer über 40 für Straßenrennen über 50 km und 100 Meilen. Er kann auch nicht mitmachen!
Wie geht es mit dem LVIV Ultratrail weiter? Was sind hier deine Gedanken?
Es wird keinen Event geben bis der Feind geschlagen ist. Im übrigen denke ich, dass es für viele Jahre in der Ukraine keine Veranstaltungen mehr geben wird.
Herzlichen Dank für deine Zeit. Danke für deine Antworten. Dir, deinen Freunden und Familie und deinem Land alles Gute und von Herzen alles was irgendwie hilft.
Wir haben Yaroslav noch nach Möglichkeiten der effektiven Hilfe gefragt – Bitte sendet Hilfsgüter an seine Adresse in Polen. Er fährt wöchentlich in einem Konvoi zur Grenze und kann die Sachen dort sehr gezielt in die Ukraine bringen.
Yaroslav Turenko ul. Kochanowskiego 39/38, 43-316 Bielsko-Biała Poland
Es werden benötigt:
Rucksäcke, Thermal Decken, feste Schuhe/Trailschuhe, Walkie Talkie, Kevlar Helme, Schutzbekleidungen, Wasserblasen, … und günstige VW Transporter (würden natürlich auch bezahlt).