Kommendes Wochenende wartet das erste große UTMB World Series Rennen in Europa auf uns. Der Istria100 by UTMB ist ein sehr etabliertes 100 Meilen (und weitere Distanzen) Rennen in Kroatien, was in der Trailszene beliebt ist und auch mal den ein oder anderen internationalen Top-Läufer begrüßen durfte. Dieses Jahr aber dringt der Lauf, dank seiner neuen Position als UTMB World Series Event, in ganz neue Dimensionen vor was Rang und Klang der Teilnehmer betrifft.
Die Motive, warum so viele Elite-Athleten, beim Istria 100 by UTMB starten sind divers. Und vielleicht sogar ein wenig kontrovers. Jim Walmsley (startet über 100 Meilen) und Ida Sophie Hegemann (läuft die 110 Kilometer) sind nur zwei der vielen Spitzen Athleten, die am Wochenende in Kroatien laufen. Beide eint, dass sie offen über ihre Motivation, die sie nach Kroatien reisen ließen, sprechen. Walmsley, der gefühlt gerade von den Tourenskiern seiner ersten richtigen Skimo-Saison gestiegen ist, lässt über seinen Social Media Account wissen:
„Warum dieses Rennen? Um die Wahrheit zu sagen, ich habe aktuell keine Qualifikation für den UTMB und ich hatte kein Glück in der Lotterie. Daher ist dieser Trip nach Kroatien ein Business-Trip, mit dem Ziel in die Top 3 zu laufen. Natürlich habe ich Erwartungen, aber ein 100 Meilen Rennen so früh in der Saison ist definitiv unbekanntes Terrain für mich und hält viele Unwägbarkeiten bereit.“
Ähnlich äußert sich die The North Face Athletin Ida Sophie Hegemann im Podcast Trailrunning Geschwätz:
“Ich starte in Istrien, weil ich dort noch eine Rechnung offen habe. Aber auch, weil meine Saison schon so voll durchgeplant ist, dass kein anderes UTMB World Series Rennen mehr rein passt, abgesehen vom CCC selber. Ich denke also schon an den UTMB 2024 und versuche die Qualifikation dafür frühzeitig abzuhaken. Ich starte nicht mit allzu großen Erwartungen, weil ich direkt aus dem Trainingslager komme und nicht wirklich ausgeruht bin.“
Da sind also zwei Athlet:innen, die 100 Kilometer respektive 100 Meilen vorrangig aus der Motivation heraus laufen sich für ein anderes übergeordnetes Rennen zu qualifizieren. Zugegeben, wir kennen dieses Prozedere aus anderen Sportarten, unter anderem dem Straßenlauf. Aber so einen 10 Kilometer-Wettkampf, vielleicht auch gerade noch einen Marathon, kann man in ein langfristiges Trainingsprogramm mal einbauen ohne dass man den Fokus über viele Wochen darauf ausrichten müsste. 100 Kilometer und 100 Meilen im Gelände erfordern dann aber doch einiges an Zeit, was spezifische Vorbereitung und auch Erholung im Nachhinein anbelangt. Und vielleicht am wichtigsten: Man muss mental gut beieinander sein und ein (starkes) Finish wirklich wollen. Es wird daher interessant zu beobachten sein, wie sich die Elite Athleten beim Istria100 schlagen und ob der Fokus, den man in der Lage ist für solch einen „Qualifikations-Wettkampf“ aufzubringen ausreicht, um einen erfolgreichen Wettkampf zu bestreiten. Interessant auch welche Auswirkungen dies auf die restliche Saison hat. Sicher ist: Der UTMB fordert immer mehr Raum ein im Wettkampfkalender von Elite- als auch Hobby-Athleten. Den Veranstaltern des Istria100 kann man nur wünschen, dass der eine oder andere gefallen findet an den wilden kroatischen Trails und nicht nur für den „Business-Trip“ zurückkehrt auf die Halbinsel in der Adria.
Nachfolgend noch eine kurze Übersicht über die Favoriten der Wettbewerbe des Istrien 100. Auf https://live.utmb.world/100milesofistria/2023 wird es eine Live-Berichterstattung geben.
100 Meilen: Claire Bannwarth, Esther Fellhofer, Gerald „Sancho“ Fister, Florian Grasel, Jim Walsmsley
110 Kilometer: Maite Maiora, Ida Sophie Hegemann, Ildiko Wermescher, Cristofer Clemente, Helio Fumo, Harry Jones, Wolfgang Hochholzer,
69 Kilometer: Blandine L’Hirondel, Lena Laukner, Sabine Wurmsam Stian Angermund, Scotty Hawker, Kevin Vermeulen
42 Kilometer: Fabiola Conti, Kim Schreiber, Audrey Tanguy, Ruedi Becker, Gediminius Grinius, Marcel Höche, Benedikt Hoffmann, Andreas Reiterer, Tobias Geiser