Julia Böttger lief zusammen mit Tomm Zechmeister und Daniel Locher den PTL im Rahmen des UTMB. Sie kamen durch und wurden Gesamt Zehnte und sogar Zweite der Mixed-Wertung.
307,5 km am Ende und 138 Stunden unterwegs. Bist du nun endlich mal müde, Julia?
Allerdings 🙂 Die anspruchsvolle technische und sehr lange Strecke kombiniert mit dem Schlafentzug über 6 Nächte – da wird wohl jeder müde. Wir haben immer zwischen einer oder zwei Stunden geschlafen. Die Strecke war brutal. Eine Aneinanderreihung von Vertikal Skyraces würde ich sagen und das ganze mit eigener Navigation, was vor allem in der Nacht echt schwierig ist. Das macht sowohl körperlich auch als mental müde.
Du bist den PTL im Team mit 2 Männern gelaufen. Wie habt ihr euch in der Gruppe gegenseitig motiviert um immer wieder weiterzulaufen?
Die Jungs haben brav auf mich aufgepasst 🙂 Motivationsprobleme gab es bei uns eigentlich zu keiner Zeit. Die beiden mussten mir versprechen, dass sie mich nach Chamonix ins Ziel bringen, weil es beim UTMB bei mir ja nie geklappt hat. Ein DNF war bei uns nie im Gespräch. Schwieriger war es herauszufinden wie viel Pause und Schlaf jeder braucht.
Als PTL-Läufer ist man im Rahmen des UTMB doch etwas Besonderes – habt ihr das an der Strecke gemerkt?
Ja und nein. Der Start in Chamonix war gigantisch. Trotz strömenden Regen waren tausende Menschen an der Strecke und haben uns gefeiert als wären wir ganz große Helden. Danach waren wir eigentlich 6 Tage in der völligen Einsamkeit als eine kleine “Wandergruppe”. Der PTL hat sein ganz eigenes Orga Team – die sind alle unglaublich nett und hilfsbereit – und man kommt mit den anderen Rennen überhaupt nicht in Berührung. Erst wieder beim letzten Downhill nach Chamonix waren wir auf der UTMB Strecke und da hatten wir die lustigsten Reaktionen. Eine Frau, die dreimal monoton “bravo” sagte als wir an ihr vorbei gelaufen sind und dann einen hysterischen Schreianfall bekam als sie merkte dass wir PTL Finisher sind und nicht UTMB Läufer. Ein Japaner, der unbedingt ein Foto von uns wollte, weil wir die wahren “Helden” wären.
Was war denn nun einfach nur geil und was eher ernüchternd?
Letztendlich geh ich ja in die Berge um diese zu geniessen und zu entdecken. Und genau das konnten wir tagelang machen. Die Wetterbedingungen waren mehr als perfekt bis auf den ersten Tag und wir waren in so vielen unterschiedlichen Gegenden mit den schönsten Bergen, Landschaften, Gletschern und Eindrücken – unbezahlbar. Und wenn du das dann auch noch mit Menschen teilst, die dir wichtig sind, dann ist das doppelt genial.
Hoch emotional ist dann natürlich der Zieleinlauf in Chamonix – wo sonst wird man so gefeiert.
Ernüchternd fand ich eigentlich nix, ausser wir gefühlt überhaupt nicht vorwärts gekommen sind. Man braucht teilweise Stunden für ein paar Kilometer, weil das Gelände einfach kein laufen oder schnelleres vorankommen zu lässt.