Fellhofer und Jung siegen am Glockner

von Benni Bublak

Dieses Wochenende stand ganz im Zeichen zweier großer alpiner Ultratrails, einer zugegebenermaßen etwas größer und deutlich prominenter besetzt, der andere dafür umso älter und traditioneller. Wir berichten in unseren Race News vom Grossglockner Ultratrail und vom Chiemgauer 100.

Grossglockner Ultratrail

Die Gewitterlage in den Alpen ist seit vielen Tagen unbeständig und sollte sich auch zum letzten Wochenende nicht wirklich bessern. Die Organisatoren des GGUT entschieden sich daher kein unnötiges Risiko einzugehen und passten ihr Rennkonzept an. Aus fünf Wettbewerben wurden kurzerhand drei. Gestrichen wurde die  Wettkämpfe, welche durch die Nacht mussten, die Köngsdistanz und komplette Glockner-Umrundung (110 km) sowie die 2-er Staffel. Die gemeldeten Läufer starteten beim OTT 80  (GGUT 110, Läufer 1 Team) oder beim GGT55 (Läufer 2 Team). Neben diesen zwei Wettbewerben, gab es noch den GWT 35, der schon Freitag in der früh startete. Letzteren gewannen die Dynafit Athlet*innen Andre Purschke und Eli Anne Dvergsdal. Die Schwedin ließ sogar nur das Männerpodium vor sich und erreichte damit den vierten overall Platz. Auch die Zweitplatzierte Johanna Hiemer, ebenfalls Dynafit Athletin, lief als achte in die Overall Top Ten.

Vor allem im Herrenfeld stärker besetzt waren die längeren Distanzen. Die Frage wer sich beim GGT55 am Ende durchsetzt, war spannend.  Hannes Namberger, der auf den Distanzen von 100 km plus gerade eine sensationelle Form hat, aber mitten in der Vorbereitung zum UTMB steckt? Skibergsteiger und Skyrunner Jakob Hermann, der vom Speed her wohl der schnellste Läufer des Feldes war, aber noch nie so eine lange Distanz absolviert hatte? Oder doch Andreas Reiterer, der dieses Jahr in unglaublicher Form ist, aber nach seinem DNF beim Lavaredo Ultratrail auf Wiedergutmachungskurs ist? Das Florian Reichert und Lukas Sörgel nur Außenseiterchancen auf den Sieg eingeräumt wurden, sagt schon alles über die Stärken der vorderen Läufer. Hochmotiviert war es vor allem der Italiener Reiterer, der von Anfang an eine brutale Pace anschlug. Jakob Hermann, am Anfang noch auf seinen Fersen, musste der Länge der Strecke irgendwann Tribut zollen, erreichte am Ende aber noch das Podium hinter dem souverän siegenden La Sportiva Athleten Reiterer und dem konstant stark laufenden Namberger. Auf den Plätzen 4, 5 und 6 folgten Florian Reichert, der Italiener Ricardo Montani und Lukas Sörgel. Äußerst knapp war es bei den Top Drei Damen. Nur drei Minuten voneinander entfernt waren die US-Amerikanerin Emmiliese von Clemm (Platz eins), die Südtirolerin Julia Kessler (Platz zwei) und Dynafit Athletin Rosanna Buchauer (Platz drei). Mit schon deutlichem Abstand folgten auf Platz vier und fünf Anke Friedl und Melina Vollmer.

Der am Samstag morgen um vier gestartete Osttirol Trail war nun die längste Distanz. Hier starteten auch die eigentlich für den GGUT110 gemeldeten Läufer. Bei den Damen bestätige Esther Fellhofer ihre starke Form (Siebte Lavaredo Ultratrail, Erste Traunsee Bergmarathon) und siegte in 11:13h. Die deutsche Tatiana Mitkina und die Wahl-Allgäuerin und Ungarin Ildiko Wermescher komplettierten das Podium. Bei den Herren setzte sich der Favorit Daniel Jung durch und lief nach 8:52h ins Ziel. Nur 18 Minuten hinter ihm folgte der überraschend starke Österreicher Gerald Fister. Der inzwischen schon 43- Jährige bewies seine immer noch vorhandene Extraklasse über die lange Distanz und verwies den Stubaier Christian Stern (2. Platz Stubai Ultra Trail) auf Platz drei. Philipp Jansch, Markus Stock und Titelverteidiger Florian Grasel (“Es war nicht mein Tag”) folgten auf den weiteren Plätzen.

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Bilder: Philipp Reiter, Harald Wisthaler, Markus Fruehmann

Chiemgauer 100

100 Kilometer und 100 Meilen. Das sind die Distanzen die es beim Chiemgauer 100 seit jeher zu bewältigen gilt. Nachdem der langjährige Renndirektor und Ultratrail-Legende (4. UTMB 2003) Giselher “Gi” Schneider sein Amt letztes Jahr zur Ruhe legte, sorgt nun ein mehrköpfiges Team für den Fortbestand dieser traditionellen Veranstaltung, die sich schon immer weit weg jeglicher kommerzieller Interessen bewegte. Erwähnenswerte Besonderheit des 100 Meilers ist die Tatsache, dass das Rennen innerhalb eines bestimmten Rahmens zum beliebigen Zeitpunkt gestartet werden kann. Prominente Siegerin der 100 Meilen war Marina Kollassa. Die Backyard Königin startete am Freitag Nachmittag um 16 Uhr und finishte knapp 28 Stunden später als eine von nur drei Frauen. Bei den Männern gewann Michael Harrer souverän in 23 Stunden und 4 Minuten. Die mit Abstand meisten Starter*innen aber hatte die 100 Kilometer Distanz. Hier siegten Valentin von Oy und Rosemari Zimmermann.

Unterschätzt hatten dann doch einige die neuen Strecken, die mit Kampenwand, Hochgern, Hochfelln und Hörndlwand, vor allem schwere Abstiege mit sich brachten. Die erste Nacht für die 100-Meiler war zudem nass und gewittrig. Mit diesem “überarbeiteten” Chiemgauer 100 hat Deutschland nun seinen Western States 100 – ganz sicher technisch anspruchsvoller, aber ähnlich herzlich, kultig und familiär.

Bild: Carsten Drilling (finishte gemeinsam mit Siegerin Marina Kollassa)